Wie werde ich glücklich?

Die Frage nach dem gelingenden Leben beschäftigt den Menschen seit jeher. In der Moderne wurde diese Suche zunehmend der Psychologie überlassen – und mit ihr einer Fülle von Ratschlägen, die auf den ersten Blick plausibel wirken: „Denk an dich. Sorge für dich selbst. Schau, dass es dir gut geht...“ Doch die Erfahrung zeigt: Solche Rezepte tun weder dem Einzelnen noch der Gemeinschaft auf Dauer gut. Im Gegenteil – sie engen ein und lassen uns weniger erfüllt zurück, als man erwarten würde.

Der bekannte Wiener Psychiater Viktor E. Frankl hat auf eine zentrale Paradoxie des Daseins hingewiesen: Erfüllung stellt sich nicht ein, wenn wir uns fragen, was wir tun müssen, damit es uns gut geht – sondern wenn wir Antwort finden auf die Frage, wofür wir gut sind. Mit diesem Perspektivenwechsel eröffnet sich ein Lebensmodell, das gleichermaßen in hellen wie in dunklen Zeiten des Lebens Halt und Würde schenkt. Frankl, dessen 120. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, hat das als Jude selbst in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz erfahren.

Prof. Dr. Alexander Batthyány ist Philosoph, Kognitionswissenschaftler und Psychotherapieforscher. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Viktor-Frankl-Instituts in Wien und des Viktor-Frankl-Forschungsinstitut an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Budapest. Er ist Mitherausgeber der Gesammelten Werke von Viktor Frankl und Begründer des seit 2012 alle zwei Jahre stattfindenden Weltkongresses für Logotherapie und Existenzanalyse (Wien und Moskau).

"Es kommt nie und nimmer darauf an, was wir vom Leben zu erwarten haben, viel mehr lediglich darauf: Was das Leben von uns erwartet.“ - Viktor Frankl